Bildung für Alle: wissenschaftsbasiert, praxisorientiert und breit verankert

Jahresbericht 2022

Bildung für Alle – auch in unsicheren Zeiten –, das ist 2022 der HfH hervorragend gelungen dank hochmotivierten und kompetenten Mitarbeiter:innen. Der Bericht der Rektorin zum Jahr 2022 von Prof. Dr. Barbara Fäh. 

Kontaktstelle

Barbara Fäh Titel Prof. Dr.

Funktion

Rektorin

Viele bezeichnen das Jahr 2022 als schwieriges Jahr. Ja, Herausforderungen und Krisen gab es deren viele – es gibt aber auch sehr viel Positives zu berichten. Drei Herausforderungen seien hier genannt: 
2022 startete unter dem Eindruck von Corona. Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen dominierten den Hochschulalltag. Lehre vor Ort war zwar möglich, aber in begrenztem Rahmen mit Distanz. Die Lehrenden hatten Routine entwickelt, Lehre nur online oder hybrid durchzuführen. Ab dem Frühlingsemester 2022 zeichnete sich das Ende der Pandemie ab und bis April 2022 wurden alle Massnahmen aufgehoben. Wir haben aus den Erfahrungen viel gelernt: Nicht nur das Lehren und Lernen, sondern auch die Art und Weise der Kommunikation und der Kollaboration haben sich grundlegend geändert. Unterdessen ergänzen sich analoge und digitale Lehr-, Lern- und Arbeitsweisen wie selbstverständlich.
 
Unsicherheit und Schulen unter Druck. Doch kaum war das Ende der Pandemie in Sicht, beherrschte der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine die Medien. Die Auswirkungen wurden breit diskutiert – sei es die drohende Energiemangellage oder die Ankunft vieler flüchtender Frauen und Kinder aus der Ukraine. Schnell und unkompliziert erstellte auch die HfH in Kooperation mit den Behörden und anderen Hochschulen ein Angebot für Lehrpersonen im Umgang mit flüchtenden und manchmal traumatisierten Kindern und Jugendlichen. 

«Corona-Krise, Ukraine-Krieg und der Mangel an Fachpersonen beschäftigten 2022 die HfH und ihr Umfeld.»

Neben dem seit Jahren andauernden Mangel an Fachpersonen in Schulischer Heilpädagogik kam im Sommer ein akuter Mangel an Lehrpersonen sowie an Logopäd:innen und Psychomotoriktherapeut:innen dazu. Nicht alle Stellen konnten mit ausgebildeten Personen besetzt werden. Waren in den letzten Jahren doch Personen mit pädagogischem Hintergrund in Funktionen von Heilpädagog:innen tätig, so wurden nun auch Personen ohne pädagogischen Hintergrund angestellt. Damit gerät die Schule zusätzlich unter Druck: Mangel an Regellehrpersonen, Mangel an Wissen und Kompetenzen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit besonderem Bildungsbedarf, Mangel an pädagogisch-therapeutischen Fachpersonen sowie Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Hintergründen und teils auch Kriegs- und Krisenerfahrung. Dies alles stellt das System Schule vor grosse Herausforderungen und die angespannte Situation wird gemäss Prognose anhalten.

Mehr Know-how zu den Kindern bringen. Die HfH reagiert mit entsprechenden Angeboten wie Coaching, Supervision, Webinaren, Kursen oder dem Laufbahnmodell. In diesem können Personen Module des Masters Schulische Heilpädagogik oder Heilpädagogische Früherziehung besuchen, die ihnen später beim Besuch des Masters angerechnet werden. Auch ein CAS kann absolviert werden. Das Angebot ersetzt den Master nicht, sondern hat das Ziel, mehr Know-how in die Schulen und schlussendlich zu den Kindern und Jugendlichen zu bringen. Auch dies als Antwort auf die nun aufkommende Diskussion um die Wiedereinführung von Kleinklassen. 
Um dem Fachkräftemangel in den Trägerkantonen entgegenzuwirken, wird in Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen Graubünden und St. Gallen das Angebot in Schulischer Heilpädagogik in den Räumen der Pädagogischen Hochschule Luzern der Bachelor in Logopädie angeboten. Wir freuen uns, dass diese Kooperationen möglich sind. Diese Regionalisierung der Angebote erlaubt es, den regionalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und die Expertise vor Ort zu verankern.

Fachstellen: Expertise leicht zugänglich. Um den Zugang zum Wissen und zu den Kompetenzen zu unterstützen, führt die HfH Fachstellen. Fachstellen bündeln das Wissen innerhalb der HfH und ermöglichen einen niederschwelligen Zugang zur Expertise für Fachpersonen und Öffentlichkeit. Die Fachstelle Heilpädagogik der frühen Kindheit wurde 2022 eröffnet. Ihr Angebot kommt all jenen zugute, die sich für eine frühe Förderung von Geburt an einsetzen. 

«Die HfH hat auch 2022 Hand geboten, um akute Herausforderungen anzugehen und Entwicklungen voranzutreiben.»

Nicht nur die Praxis leidet unter dem Mangel an Fachpersonen – auch für die HfH ist es schwierig, Dozierende mit entsprechender Ausbildung und Berufspraxis zu finden. Um dies aufzufangen, hat die HfH Referenzfunktionen entwickelt, um den wissenschaftlichen Nachwuchs aus- und weiterzubilden. Die Resultate der Mitarbeitendenbefragung 2022 betonen unter anderem diesen Aspekt als wichtig und attraktiv. Weiter hat der Hochschulrat der Einführung von zwei konsekutiven Masterstudiengängen zugestimmt: Der Master in Logopädie startete im Herbst 2022, der Master in Psychomotoriktherapie startet im Herbst 2023. In beiden Masterstudiengängen wird das Ziel verfolgt, mittels Praxisprojekten das praktische Handeln zu fundieren, die Praxis weiterzuentwickeln und damit den Nachwuchs für die Hochschule und für Leitungsfunktionen auszubilden.

Geprägt von Herausforderungen und Vertrauen. Nachdem 2021 20 Jahre HfH gefeiert worden waren, durfte 2022 das Jubiläum 50 Jahre Ausbildung in Psychomotoriktherapie begangen werden. Mit einem Rückblick auf die Errungenschaften der letzten 50 Jahre, einer Tagung und dem Begegnungstag von jetzigen und ehemaligen Studierenden sowie Dozierenden wurde dieses Jubiläum gefeiert. 2023 wird die Ausbildung in Logopädie seit 50 Jahren angeboten. Auch dies wird gebührend gefeiert werden! 
Die HfH hat auch 2022 gezeigt, was es heisst, in unsicheren Zeiten Hand zu bieten für akute Herausforderungen und gleichzeitig Entwicklungen voranzutreiben. Mein Dank gilt deshalb allen Kolleg:innen, die im direkten Kontakt mit Studierenden, Weiterbildungsteilnehmenden, mit Forschungspartner:innen oder mit Auftraggeber:innen ihre Expertise einbringen. Dies ginge nicht, wenn nicht hinter den Kulissen hochkompetente administrative und technische Mitarbeitende sie unterstützten. 
Ein grosser Dank geht auch an den Hochschulrat für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Er unterstützte die Entwicklungen der HfH in allen Belangen. 
2022 war ein Jahr der grossen Herausforderungen. 2023 werden es nicht weniger sein. Ich freue mich, dieses Jahr mit den Kolleg:innen zu gestalten.