Forschung attraktiver kommunizieren
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Forschung ist ein Stützpfeiler der HfH. Aber unsere Befunde dringen nur ganz selten bis in die breitere Öffentlichkeit durch. Ein Grund ist, dass sie nicht verständlich genug aufbereitet sind: nur Text, keine Grafiken, keine Videos, keine Animationen. Das könnten wir ändern. Mit Steckbriefen.
Virtual Reality for Children with Special Needs
Frage: Können Lernprogramme mit Virtual Reality-Brillen auch für Kinder und Jugendlichen mit einer Behinderung verwendet werden?
Antwort: Ja. Dazu muss die Technologie aber an die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung angepasst werden. «Der Aufwand zur Programmierung massgeschneiderter Lernumgebungen ist beträchtlich», betont Projektleiter Ingo Bosse. Aber es kann gelingen. Die beiden erfolgreichsten Beispiele sind das Erkennen von Emotionen aus Gesichtern für Menschen mit ASS und das korrekte Verhalten im Strassenverkehr für Menschen mit geistiger Behinderung.
Erkenntnisgewinn. Der Knackpunkt in diesem Vorhaben ist der Einbezug der Betroffenen. Sie sollen ihre Bedürfnisse einbringen können, auf ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten muss das Produkt zugeschnitten werden. Für Ingo Bosse ist das die zentrale Erkenntnis: «Der Design Thinking Prozess zu Planung, Durchführung und Evaluation von Prototypen kann bei Schülerinnen und Schülern mit geistiger Behinderung sehr gut angewendet werden.» Lustige Randnotiz: Der Use Case zum Mobilitätstraining in der virtuellen Stadt war so programmiert, dass das Programm bei schweren Verstössen gegen die Verkehrsregeln abstürzte. «Die Jugendlichen fanden dies besonders spannend und übertraten bewusst die rote Ampel, um den Absturz zu provozieren», erzählt Ingo Bosse. «Wir haben die VR Umgebung deshalb nochmals neu programmiert.»
Nutzen für die Praxis. Schülerinnen und Schüler im autistischen Spektrum können mit der VR-Brille lernen, Emotionen aus Gesichtern abzulesen. Dieses Tool könnte zum Beispiel in Sonderschulen eingesetzt werden.
Wie weiter. In einem Folgeprojekt steht der Kompetenzerwerb der beteiligten Lehrkräfte im Fokus.
Angebotssituation der Begabungs- und Begabtenförderung
Frage. Wie ist die Begabtenförderung in der Deutschschweiz aufgestellt?
Antwort. Quantitativ gut, qualitativ diskussionswürdig. 6 von 100 Kindern der Deutschschweiz und dem FL besuchen ein Angebot der Begabtenförderung – das ist mehr als erwartet. Doch die Selektion ist verzerrt: Es sind mehr Knaben als Mädchen, und der IQ spielt bei der Zuweisung nur in den wenigsten Fällen eine Rolle. Zudem gibt es nur für die Hälfte der Kinder Förderziele.
Erkenntnisgewinn. «An vielen Schulen gibt es gute Angebote, die mit viel Herzblut entwickelt wurden», sagt Anuschka Meier-Wyder. «Es stellt sich aber die Frage, ob die richtigen Kinder das Passende bekommen.»
Nutzen für die Praxis. Die Studie macht deutlich: «Begabtenförderung sollte nicht einfach eine Belohnung sein», sagt Meier-Wyder. Sondern es ist eine pädagogische Massnahme, mit dem Ziel, dass die Kinder ihr hohes Potential besser ausschöpfen können. Diese Grundidee müsste das Konzept einer Schule oder Gemeinde prägen und den förderdiagnostischen Prozess anleiten.
Wie weiter. Die Studie ist abgeschlossen. Die Erkenntnisse fliessen über Weiterbildungen und Fachkommissionen in die Kantone.
Mentalisieren in der Heilpädagogik
Frage. Kann der psychoanalytische Ansatz des Mentalisierens für die Heilpädagogik anwendbar gemacht werden?
Antwort. Ja. Wenn eine Lehrperson mentalisiert, kann sie sich selber sowie das Kind besser verstehen. Mit diesem Zugang können komplexe Probleme von Kindern mit Verhaltensproblemen differenzierter analysiert werden. Man stellt bei einem aggressiven Kind dann zum Beispiel Fragen wie: Warum provoziert er mich? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Warum nervt mich diese Provokation eigentlich? Welche Körpersprache habe ich? «Die Antworten auf solche Fragen sind eine gute Basis für eine erfolgreiche Förderung», sagt Pierre-Carl Link.
Erkenntnisgewinn. Die Fähigkeit zum Mentalisierung ist trainierbar. «Lehrpersonen werden oft durch starke subjektive Theorien geleitet», sagt Pierre-Carl Link. Das führe zu vereinfachten Lösungen, die über die Jahre hinweg instinktiv eingesetzt werden: «Mentalisieren ist ein Werkzeug, sich diese Überzeugungen bewusst zu machen und mit wichtigen fachlichen Inhalten anzureichern.»
Nutzen für die Praxis. Hoch. Heilpädagogische Fachpersonen können das Mentalisieren als Technik im Umgang mit Kindern mit Verhaltensproblemen einsetzen. So stellt man bei einem aggressiven Kind zum Beispiel gezielt Fragen wie: Warum provoziert er mich? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Warum nervt mich diese Provokation eigentlich? Welche Körpersprache habe ich? «Die Antworten auf solche Fragen sind eine gute Basis für eine erfolgreiche Förderung», sagt Pierre-Carl Link.
Wie weiter. Mentalisieren wird zunehmend über diverse Angebote in der Aus- und Weiterbildung an der HfH verankert.
Mobiles EEG im Klassenzimmer
Frage. Kann das mobile EEG als neurowissenschaftliche Technologie im Klassenzimmer eingesetzt werden?
Antwort. Ja, es ist grundsätzlich möglich, diese Technologie im Klassenzimmer einzusetzen, um die Hirnaktivitäten der Kinder in Echtzeit zu messen.
Erkenntnisgewinn. Es handelt sich hier um eine Machbarkeitsstudie im Rahmen der Grundlagenforschung. «Der zentrale Befund ist, dass es technologisch möglich ist, die Qualität sozialer Interaktionen von Kindern im Klassenzimmer neurowissenschaftlich zu erfassen», sagt Peter Klaver. Der Neuropsychologe sieht hier grosse Forschungsperspektiven für die Heilpädagogik: «Interaktionen kann man mittels Beobachtungen nicht zuverlässig messen», erläutert er. «Man muss wissen, was im Kopf vorgeht – und dazu geben uns Aktivitäten im Gehirn die wichtigsten Hinweise.» Gerade bei Kindern mit geistiger Behinderung, ASS oder ADHS könne man so untersuchen, wann sie wirklich engagiert und aufmerksam seien. In Zukunft könnte also die Qualität sozialer Interaktionen gemessen werden: Je stärker zwei Gehirne während des gemeinsamen Lernens synchronisiert sind, desto effizienter ist die soziale Interaktion.
Nutzen für die Praxis. Noch keiner.
Wie weiter. Die Studie ist abgeschlossen.
Steigerung der Qualität der Unterrichtsinteraktionen in integrativen Regelklassen – Interventionsstudie SURE
Frage. Steigert ein Video-Coaching für Lehrpersonen die Qualität des Unterrichts?
Antwort. Ja. Dies zeigte sich in der Qualität der Interaktionen zwischen Lehrpersonen und den Kindern. Hier geht es um Bereiche wie die emotionale Unterstützung, die Klassenführung oder die Lernunterstützung. Die Gruppe mit Video-Coaching ist hier signifikant besser als die Kontrollgruppe mit kooperativer Unterrichtsanalyse, die ebenfalls Videoaufnahmen des eigenen Unterrichts reflektierten – einfach ohne Coach.
HfH in 60 Seconds: Studie SURE
Erkenntnisgewinn. Das zugrundeliegende Coaching-Modell «MyTeachingPartner™» ermöglicht es, ausgewählte Sequenzen des eigenen Unterrichts durch den professionellen Austausch mit einem Coach mit anderen Augen zu sehen und so blinde Flecken zu entdecken, eingeschliffene Routinen aufzubrechen und subjektive Überzeugungen zu hinterfragen. «Das Video-Coaching führt zu einer ganz neuen Qualität einer kollegialen und effizienten Zusammenarbeit zwischen Lehrperson und Schulischer Heilpädagogin», sagt Simona Altmeyer.
Nutzen für die Praxis. Eine Weiterbildung, in der eigene Lektionen professionell analysiert werden, verbessert den Unterricht. Praktischer geht‘s kaum. Die Projektleiterin bietet zusammen mit ihrem Team an der HfH den CAS «Unterrichtscoaching mit MyTeachingPartner™» an.
Wie weiter. Die Studie ist abgeschlossen. Die Erkenntnisse fliessen über Weiterbildungen (CAS, Abrufkurs) in die Praxis.
10 Sekunden Animationen für Social Media
Grundidee: Forschungsbefunde für einen Teaser kurz zusammenfassen, damit wir die Leute in den sozialen Medien besser erreichen. Hier sind fünf Beispiele, aneinandergereiht.