«Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht»

Jahresbericht 2023

Bericht von Prof. Dr. Barbara Fäh, Rektorin der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) für den Jahresbericht 2023. Das Zitat aus dem Jahr 1959 stammt von Ingeborg Bachmann.

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Barbara Fäh Titel Prof. Dr.

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Rektorin

Das Jahr 2023 war von bedeutenden globalen Ereignissen geprägt, die die Weltgemeinschaft und auch die Hochschule nachhaltig beeinflussten. Der Konflikt in der Ukraine, der Angriff der Hamas am 7. Oktober und die vielen weiteren Konflikte haben uns vor Augen geführt, wie fragil der Frieden in unserer Welt ist. Die Migrationsbewegung, die diese Konflikte auslösen, ist eine grosse Herausforderung für die Gesellschaft und besonders für das Bildungssystem. Die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher in die Schule und damit in unsere Gesellschaft ist eine der grossen Aufgaben unserer Zeit. Die HfH betrachtet diese internationalen Herausforderungen als Ansporn, sich weiterhin für eine Bildung einzusetzen, die die Grundlage für Verständigung und Frieden legt.

Pfeiler einer inklusiven Gesellschaft. Ingeborg Bachmanns Worte von 1959, «Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, bräuchten wir die Waffen nicht», gewinnen in dieser globalen Situation besondere Bedeutung. Die Betonung der Macht des Wortes und der Sprache als Mittel zur Lösung von Konflikten unterstreicht die Bedeutung von Bildung und interkulturellem Verständnis als Bausteine für eine harmonische Weltgemeinschaft. Diese Ereignisse erinnern uns eindringlich daran, dass Bildung und Kommunikation unerlässlich für den Aufbau einer friedlichen und inklusiven Gesellschaft sind.

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen war 2023 ein weiteres zentrales Anliegen, dem wir besondere Aufmerksamkeit widmeten. Die Belastungen durch globale Krisen, soziale Veränderungen und die zunehmende Digitalisierung haben Auswirkungen auf das Wohlbefinden junger Menschen. Unsere Hochschule engagiert sich dafür, das notwendige Wissen zur Verfügung zu stellen, damit Lehrkräfte und Fachpersonen im Bereich der Heil- und Sonderpädagogik Kompetenzen entwickeln, um die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern zu stärken und präventive Massnahmen zu fördern.

Kompetenzen für das Bildungssystem. Leider hat die Tendenz, Kinder aus der Regelschule zu exkludieren, im vergangenen Jahr wieder zugenommen. Dies verdeutlicht nicht nur die Belastungen des Bildungssystems, sondern auch die mangelnden Ressourcen und Kompetenzen im Umgang mit herausfordernden Kindern und Jugendlichen. Wir glauben an die Potenziale eines jeden Kindes und sind fest entschlossen, einen Beitrag zur Schaffung eines Bildungssystems zu leisten, das Vielfalt und individuelle Bedürfnisse respektiert. Deshalb setzt sich die HfH dafür ein, dass vermehrt Kompetenzen ins Bildungssystem eingespeist werden können – sei es durch das Laufbahnmodell oder durch Überlegungen zu einer Grundausbildung in Inklusiver Pädagogik.

Das Bildungssystem soll die Potenziale aller Lernenden (an-)erkennen sowie die Vielfalt respektieren.

Die Klimakrise bleibt eine zentrale Herausforderung, die unsere Welt und die kommenden Generationen massgeblich beeinflussen wird. Die Veränderungen im Klima haben Auswirkungen auf Gesellschaften weltweit und insbesondere auf diejenigen, die bereits vulnerabel sind. Die HfH ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Durch die Besetzung der Stelle der Beauftragten für nachhaltige Entwicklung soll die Sensibilität gestärkt, nachhaltige Praktiken gefördert und das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung in den Curricula verankert werden.

Die Welt ist fragiler, unsicherer und volatiler geworden. In dieser Zeit, die von Unsicherheiten und Herausforderungen geprägt ist, wird der Einsatz für Bildung und Verständigung umso bedeutsamer. Die HfH sieht sich gerade deshalb in der Verantwortung, weiterhin für Bildung für Alle einzustehen.

Inmitten dieser Herausforderungen feierten wir ein bedeutendes Jubiläum: das 50-jährige Bestehen der Ausbildung in Logopädie. Dieses Jubiläum ist nicht nur ein Rückblick auf eine erfolgreiche Vergangenheit, sondern betont auch die grosse Bedeutung der Förderung von Sprache und Kommunikation.

Erneute Akkreditierung ist ein Meilenstein. Die Akkreditierung der Hochschule im Dezember 2023 durch den Schweizerischen Akkreditierungsrat markiert einen Meilenstein. Diese Akkreditierung wurde ohne Auflagen ausgesprochen und gilt für sieben Jahre. Das Ergebnis ist nicht nur eine Bestätigung der hohen Qualität der Leistungserbringung an der HfH, sondern auch eine Verpflichtung, die hohe Qualität unserer Leistungen weiterhin zu wahren und zu verbessern.

Die Professionalität und das Engagement der Mitarbeitenden sind massgeblich für den Erfolg der HfH.

Dieser Erfolg wäre nicht möglich gewesen ohne das grosse Engagement aller Mitarbeitenden der HfH. Ihre Professionalität und Bereitschaft, sich für Exzellenz in der Bildung einzusetzen, sind massgeblich für das positive Resultat verantwortlich. Die Welt mag unsicherer geworden sein, aber unser Wille, Bildung für Alle zu fördern, bleibt unerschütterlich. Gerade in Zeiten der Unsicherheit sehen wir die Bildung als den Schlüssel zur Bewältigung von Herausforderungen und zur Schaffung einer inklusiven Gesellschaft.

Geplante Jubiläumsaktivitäten im 2024. Im kommenden Jahr dürfen wir ein weiteres bedeutendes Jubiläum feiern: 100 Jahre Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik und Heilpädagogisches Seminar. Eine Reihe von Veranstaltungen begleiten dieses Jubiläumsjahr, um die Vergangenheit der HfH zu würdigen und gleichzeitig den Blick auf die Zukunft zu richten. Die Highlights für 2024 umfassen die Vernissage der Festschrift, welche die Geschichte und Entwicklung der Institution beleuchtet. Die Kampagne «Teilhabe ist, wenn …» benennt Vielfalt und Bedingungen für Teilnahme und Teilhabe und wird mit einer weiteren Vernissage eingeläutet. Der HfH-Round-Table im Mai zu Beispielen von Inklusion und Integration in den Trägerkantonen unter dem Titel «Voneinander wissen, voneinander lernen» wird den Austausch und die Zusammenarbeit stärken. Der Hochschultag am 29. November 2024 schliesslich ist der Höhepunkt des Jubiläumsjahres. Der Tag fokusiert die Zukunft der Schule und der Heil- und Sonderpädagogik. Persönlichkeiten kommen zusammen, um Ideen auszutauschen und gemeinsam eine visionäre Perspektive auf die kommenden Jahrzehnte zu entwickeln.

Wir sind dankbar für die Unterstützung, die wir im vergangenen Jahr erfahren durften, und freuen uns auf ein weiteres Jahr der Zusammenarbeit und der Innovation.