Mit Hilfe von Autos kommunizieren
Reportage
Junge Kinder im Autismus-Spektrum haben häufig einen hohen Bedarf an Logopädie. Doch zuerst muss man eine auf sie abgestimmte Kommunikationssituation schaffen, sagt Wolfgang G. Braun.
In der Logopädie werden Kinder dabei unterstützt, ihre sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern. Bei der Arbeit mit Kindern im Autismus-Spektrum rückt allerdings zuerst etwas anderes in den Fokus: die Vorläuferfertigkeiten, die es braucht, um sich überhaupt auf eine Kommunikation einlassen zu können. «Man muss zuerst das Fundament errichten, bevor man das Haus bauen kann», sagt Wolfgang G. Braun von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH).
Kommunikation ermöglichen. Der HfH-Dozent und Leiter des Förderzentrums macht ein Beispiel: Ein Kind im Autismus-Spektrum ist oft fasziniert von Objekten. So nimmt denn auch in der Therapie das schnittige, knallgelbe Spielzeugauto mit den sich drehenden Rädern rasch seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch – und nicht die Fachperson, die ihm gegenübersitzt. Ein Fundament zu errichten bedeutet hier zunächst eine Situation zu schaffen, in der Kommunikation für das Kind interessant und möglich wird. «Das ist nicht schwieriger als bei anderen Therapien, aber anders», so Braun. Wie man sich das genau vorstellen kann und welche Rolle das gelbe Auto dabei spielt, erläutert Wolfgang G. Braun im folgenden Video-Interview.
Video-Interview mit Wolfgang G. Braun
Kommunikation aufbauen
Folgende Anregungen können bei der Kommunikationsförderung eine erste Hilfestellung bieten:
- a) Schaffen Sie reiz- und ablenkungsarme Kommunikationsräume.
- b) Reduzieren Sie den Einsatz von Verbalsprache auf klare und eindeutige Aussagen.
- c) Nutzen Sie visuelle Hilfen wie Fotos oder Piktogramme zur Unterstützung der Kommunikation.
- d) Beobachten Sie die Interessen und Vorlieben des Kindes sehr genau.
- e) Greifen sie diese auf, um die Aufmerksamkeit des Kindes zu gewinnen.
- f) Nutzen Sie solche Momente für einen Kommunikationsaufbau.
Projekt FALKE an der HfH. In der Interventionsstudie FALKE (Frühe autismusspezifische logopädische Kommunikationsförderung in Erprobung) erhalten derzeit vier Kinder im Alter von drei und vier Jahren über einen Zeitraum von zehn Monaten eine logopädische Kommunikationsförderung. Dabei wird eine Therapie aus dem Autismus-Bereich in die logopädische Praxis übertragen und folgende Fragestellungen beispielsweise untersucht: Wie erleben Kinder, Eltern und Fachpersonen die Therapie? Und inwiefern muss das Programm aus Sicht der Logopädie angepasst werden? Erfahren Sie mehr über das Projekt
Autoren: Dominik Gyseler, Dr. und Steff Aellig, Dr., HfH-Wissenschaftskommunikation