«Handbook of Easy Languages in Europe»: Gelungene Buchvernissage

Kategorie News

Leichte Sprache ist ein Instrument der Inklusion. Das «Handbook of Easy Languages in Europe» bietet in 21 Kapiteln aus 21 Ländern eine Übersicht über den Entwicklungsstand der Leichten Sprache im jeweiligen Land.

Kontakt

Rita Baumann Titel lic. phil.

Funktion

Senior Lecturer

Christina Arn Titel lic. phil.

Funktion

Senior Lecturer

«Das Handbook of Easy Languages in Europe ist ein grosses Buch, ein wichtiges Buch», begrüsste Prof. Dr. Carlo Wolfisberg, Leiter des Instituts für Behinderung und Partizipation, die Teilnehmenden vor Ort – und online. «Die nationale und internationale Vernetzung, die das Buch befördert hat, ist besonders wertvoll», betonte er.

In einer Live-Schaltung aus Helsinki schilderte darauf die Mit-Herausgeberin Dr. Ulla Vanhatalo, wann und wie die Idee zum Buch entstand: An der KLAARA, der ersten Konferenz zum Thema Leichte Sprache, die 2019 in Helsinki stattfand. Die Konferenz war zugleich der Beginn des internationalen Netzwerks. Die bereits zweite Konferenz fand an der FHNW an zwei Tagen Ende August 2021 statt. Weitere Informationen zu KLAARA 2021

Ulla Vanhatalo bezeichnete das Handbuch als «big picture», es sei ein Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Leichten Sprache. Nächstes Jahr soll das Buch für alle Interessierten frei zugänglich sein (Open Access). Auf die Frage «Was nun?» beschrieb Dr. Vanhatalo ihre Vision von einer fortwährenden engen Zusammenarbeit aller Anspruchsgruppen und der diversen Akteure in Forschung, Bildung und Gesellschaft wie Linguisten und Experten, um Informationen für alle Menschen zugänglich zu machen.

Das Schweizer Kapitel

Über das Kapitel «Easy Languages in Switzerland» sprach Prof. Dr. Anne Parpan-Blaser, Dozentin am Institut Integration und Partizipation an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW: «Das Kapitel ist eine Sicht auf die Entwicklungen in der gesamten Schweiz: Die Sprachregionen und Kantone sowie der aktuelle Forschungsstand und die unterschiedlichen Richtlinien mussten berücksichtigt werden». Der Herausforderung nahmen sich insgesamt zehn Autorinnen an. Der Schreibprozess war zugleich ein Lernprozess, man gewann beispielsweise wertvolle Einblicke in die anderen Sprachregionen. Anne Parpan-Blaser schätzte besonders die gute Zusammenarbeit, das Engagement sowie das Netzwerk, welches über die Grenzen hinweg entstanden ist. Wichtig wäre es, «einen gemeinsamen Nenner zu finden». Dies wäre ihr «easy language wish» für die Zukunft.

Leichte Sprache in der Ausbildung

Christina Arn und Rita Baumann sind Dozentinnen an der HfH, und arbeiteten am Beitrag über die Schweiz im Handbook of Easy Languages in Europe mit. Dadurch ist die HfH mit weiteren Fachhochschulen und Universitäten der Schweiz und auch in Europa vernetzt. Zu Beginn ihres Referats zeigten sie anhand einer Grafik auf, wie Bildung, Interaktion und Teilhabe zusammenhängen, und wo sie die Leichte Sprache verorten. Interaktion findet auch über Texte statt, und hier leistet die Leichte Sprache einen Beitrag als Brückenfunktion, welche schliesslich Teilhabe ermöglicht.

Beispielhaft zeigten die beiden Dozentinnen auf, dass Grundlagen zur Leichten Sprache sowohl im Masterstudiengang Schulische Heilpädagogik als auch im Bachelorstudiengang Logopädie vermittelt werden. In den letzten Jahren sind zudem diverse Abschlussarbeiten zum Thema «Leichte Sprache» entstanden. Das Interesse der Studierenden an diesem Thema wächst. Aber nicht nur in der Lehre, auch mit Dienstleistungsangeboten (Bsp.: Referate und Kurse bei kantonalen Verwaltungen, Banken und Berufsverbänden) tragen Christina Arn und Rita Baumann ihr Fachwissen in die Gesellschaft hinaus. Für die Zukunft wünschen sie sich eine qualitative Erweiterung des Angebots und eine engere Zusammenarbeit mit der Berufspraxis sowie den Nutzer:innen von Angeboten in Leichter Sprache.

Leichte Sprache in der Forschung

Dr. Sarah Ebling sprach im Inputreferat über die Automatische Textvereinfachung. Dr. Ebling ist Senior Researcher am Institut für Computerlinguistik (UZH). Aus Forscherperspektive sprach sie über die Ansprüche, d. h. die automatische Erkennung komplexer Strukturen sowie deren Überführung in einfachere Strukturen. In den 1990er Jahren standen dabei die Maschinen bzw. Computer im Fokus, der Kontext der Barrierefreiheit kam erst später dazu. Der Schwerpunkt des Referats lag auf der Satzalignierung (Bildung von Satzpaaren), entwickelten Tools sowie bereits vorhandenen Datenbanken, die für die Forschung unentbehrlich sind (Bsp. Parallel Wikipedia Simplification Corpus). Zum Schluss wurden laufende sowie zukünftige Projekte vorgestellt: Ein besonders interessantes Projekt (Laufzeit ab 2022), bei dem u. a. die HfH Forschungspartnerin ist, wird von der Innosuisse Flagship Initiative gefördert. Das Ziel des Projekts: Für Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Informationen erleichtern. Zur News

Die Buchvernissage fand vor Ort in der Aula 100 statt und wurde online übertragen. Insgesamt nahmen 56 Personen an der Veranstaltung teil (23 vor Ort, 33 via Online-Übertragung). Im Anschluss liessen die anwesenden Gäste den Abend bei einem gemütlichen Apéro ausklingen. Der Anlass fand statt unter der Beachtung der Schutzmassnahmen, inkl. Zertifikatspflicht.

Leichte Sprache

Das Konzept der Leichten Sprache setzt sich zum Ziel, Menschen mit geringen Lesekompetenzen durch leicht verständliche Texte, den Zugang zu Informationen und somit Teilhabe und Partizipation zu ermöglichen. Ein jährlicher Aktionstag erinnert daran: Am 28. Mai ist der Internationale Tag der Leichten Sprache. Zur News

Leichte Sprache ist ein Kooperationsthema des Instituts für Behinderung und Partizipation und des Instituts für Sprache und Kommunikation unter erschwerten Bedingungen.

Autorin: Kristina Vilenica, MA, Kommunikation, HfH