Nutzen und Effektivität individueller Förderpläne in inklusiven Schulsettings

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Individuelle Förderpläne dienen der Planung und Dokumentation der individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sie scheinen insbesondere in integrativen Schulsettings bei der Zusammenarbeit zwischen Klassenlehrpersonen und Schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen eine wichtige Rolle zu spielen. Der Nutzen von Förderplänen wird jedoch sowohl im Fachdiskurs als auch in der Praxis kontrovers diskutiert: Einerseits werden individuelle Förderpläne als unverzichtbares Instrument zur Sicherung der Qualität individueller Förderung gesehen, andererseits wird dies aber in Frage gestellt. Kritisiert werden u.a. der grosse administrative Aufwand sowie die durch den Förderplan entstehende Zweiteilung der Schülerschaft in Schüler und Schülerinnen mit und ohne Förderplan.

Ziel des vorliegenden Projekts ist es folglich, einen Beitrag zum wahrgenommenen Nutzen und zur Qualität bzw. Effektivität individueller Förderpläne in integrativen Schulsettings zu leisten. Da bis anhin wenig Kenntnisse zu Prozessmerkmalen beim Einsatz von individuellen Förderplänen in der Praxis vorliegen, soll die geplante Studie auch in diesem Bereich mehr Klarheit schaffen.

Projektleitung

Xenia Müller Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Researcher

Fakten

  • Dauer
    01.2016
    07.2020
  • Projektnummer
    5_48

Fragestellung

  1. Welchen subjektiven Nutzen sehen die an der Förderplanarbeit beteiligten Fachpersonen im (gemeinsamen) Führen individueller Förderpläne?
  2. Welche Beziehungen bestehen zwischen der Qualität individueller Förderpläne, deren perzipierten Nutzen und den Prozessmerkmalen der Förderplanerstellung in Teams?
  3. Trägt das Führen individueller Förderpläne bzw. die Qualität der Förderplaninhalte zur Erreichung vereinbarter Förderziele bei?

Methodisches Vorgehen

Beim vorliegenden Projekt handelt es sich um eine quantitative Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten.

Stichprobe

Aus 40 Schulen des Kantons Zürich werden je fünf Schülerinnen und Schüler, für welche angepasste Lernziele formuliert werden, nach Zufallsprinzip ausgewählt (insgesamt 200 Fälle). Bedingung für die Teilnahme von Schulen ist, dass dort Standortgespräche durchgeführt werden.

Befragt werden alle Personen, die an der Förderplanung oder der Förderung dieser Schülerinnen und Schüler beteiligt sind. Dies sind hauptsächlich Klassenlehrpersonen und Schulische Heilpädagoginnen bzw. Heilpädagogen. Es werden jedoch auch Eltern und Personen aus therapeutischen Berufen oder die Schülerinnen und Schüler selber in die Befragungen einbezogen, sofern diese am Förder(planungs)prozess beteiligt waren.  

Datenerhebung und Datenauswertung

Der erste Messzeitpunkt findet nach der ersten Standortbestimmung (SOB), an der die Förderziele festgelegt wurden, statt. Befragt werden die Personen, die an der Standortbestimmung anwesend waren (SOB-Team) und die Personen, die an der anschliessenden Förderung und gegebenenfalls an der Erstellung des individuellen Förderplans beteiligt sind (IFP-Team). Falls vorhanden, werden die individuellen Förderpläne durch Projektmitarbeitende analysiert und in ihrer Qualität beurteilt.

Der zweite Messzeitpunkt findet nach der Förderung d.h. nach der zweiten Standortbestimmung statt. Einerseits werden die Mitglieder des SOB-Teams gefragt, inwieweit die vereinbarten Förderziele erreicht wurden. Anderseits werden verschiedene Aspekte des Förder(planungs)prozesses erfasst.

Alle Befragungen erfolgen schriftlich. Die statistischen Auswertungen erfolgen mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen, wobei die geschachtelte Datenstruktur berücksichtigt wird.

Ergebnisse

Es wird erwartet, dass signifikante Zusammenhänge zwischen dem wahrgenommenen Nutzen und der Qualität von Förderplänen sowie der Wahrnehmung bezüglich der Zielerreichung bestehen. Konkret wird davon ausgegangen, dass die Qualität des Förderplans den Einfluss des wahrgenommenen Nutzens auf die wahrgenommene Zielerreichung mediiert.

Publikationen

  • Müller, X., Venetz, M. & Keiser, C. (2017). Nutzen von individuellen Förderplänen: Theoretischer Fachdiskurs und Wahrnehmung von Fachpersonen in der Schule. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 86(2), 116-126.