yoin - #younginclusion: Social Media meets Television

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Im Fokus der Rezeptionsstudie zu yoin standen die Fragen: Wie gelingt es dem linearen Fernsehen im Vergleich zu Social Media, zur Bewusstseinsbildung für Inklusion und Barrierefreiheit für Jugendliche beizutragen? Welche Effekte hat eine Kombination beider Mediengattungen?

Im Ergebnis zeigten die Schüler:innen grosses Interesse an den Fernsehsendungen und an den TikToks. Die Kombination von Fernsehen und Social Media hatte keine eindeutige Wirkung auf die Wahrnehmung von yoin. Die jeweiligen Inhalte waren entscheidend. Es war aber zu erkennen, dass die Haltung zu Menschen mit Behinderungen und zu Inklusion am positivsten verändert werden kann, wenn die Beiträge in Kombination rezipiert werden.

Projektleitung

Ingo Bosse Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für ICT for Inclusion

Fakten

  • Dauer
    11.2022
    05.2024
  • Projektnummer
    1_31

Projektteam

  • Christa Schmid-Meier

Finanzielle Unterstützung

  • Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien

Ausgangslage

Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien e.V. (abm)

Die abm inclumedia® e.V. ist eine deutsche Film- und Fernsehredaktion in Form eines inklusiven gemeinnützigen Vereins. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Belange von Menschen mit Behinderungen verstärkt ins öffentliche Bewusstsein und den gesellschaftlichen Fokus zu bringen. Sie produziert ein vielseitiges Fernsehprogramm, das wöchentlich sowohl deutschlandweit (KABEL1, Sat.1Gold, Sport1) als auch regional (münchen.tv) ausgestrahlt wird und über Youtube abrufbar ist.

Die abm inclumedia® e.V. will mit der TV-Sendung yoin – #younginclusion neue Wege gehen. Sie will unterhalten, Behinderung als etwas Natürliches zeigen. Wichtigster dramaturgischer Ansatz ist dabei, die Filme aus der Sicht der Betroffenen zu erzählen (vor und hinter der Kamera). Die Hauptzielgruppe von yoin liegt in der Altersgruppe von 14–39 Jahren, also Jugendliche und junge Erwachsene. Entsprechend einer populären Dramaturgie in Social-Media-Kanälen, werden auch in den Fernsehsendungen Challenges in den Fokus der Erzählungen gerückt. Humor und Unterhaltung sollen dabei die Botschaften transportieren.

Rezeptionsforschung zum Projekt «Social Media meets Television»

Das Mediennutzungsverhalten heute aufwachsender Jugendlicher unterscheidet sich deutlich von den älteren Generationen. Jugendliche und junge Erwachsene sind immer mehr auf Social Media unterwegs. Sie sehen aber dennoch, weiterhin ganz traditionell und in erheblichem Umfang lineares Fernsehen (Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen, 2022). Die repräsentative Schweizer JAMES-Studie, die regelmässig die Mediennutzung von Schweizer Jugendlichen untersucht, zeigt: Spielt Facebook bei Kindern und Jugendlichen kaum noch eine Rolle, so sind die Nutzungszahlen von TikTok deutlich gestiegen, aber auch das Fernsehen ist im Medienrepertoire von Jugendlichen weiterhin fest verankert (Külling et al., 2022). Das Mediennutzungsverhalten in der Schweiz ist grundsätzlich vergleichbar mit dem der deutschen Bevölkerung, allerdings sinkt die Rezeption des linearen Fernsehens, wenngleich in den verschiedenen Sprachregionen unterschiedlich, stärker als in Deutschland (BFS, 2022).

Mit neuen audiovisuellen Formaten, die über soziale Medien und Youtube hohe Verbreitung finden, sind neue Möglichkeiten der Identitätskonstruktion, gerade für Heranwachsende mit Beeinträchtigungen, verbunden. Dabei lassen sich zwei Trends feststellen. Zum einen der Trend der Reproduktion und Neuerschaffung normativer (Körper-)Bilder und zum anderen die Befreiung von einschränkenden Körperbildern sowie die Präsenz alternativer Körperbilder (Holzwarth, 2022, S. 18–19), wie sie unter anderem von Vloggern und Bloggern mit Behinderungen vermittelt werden. Sowohl unterhaltende Fernsehformate als auch Social Media bieten die Möglichkeit andere Bilder von Behinderung und positive Informationen zu vermitteln (Ritterfeld et al., 2018; Röhm, 2016; Seebo, 2022). Im Sinne des Infotainments sind Humor und Unterhaltung wesentliche Mittel, um Inhalte in audiovisuellen Medien zu transportieren. Dies entspricht dem Entertainment-Education-Paradigma, welches deutlich macht, dass Unterhaltungsserien Inklusion fördern können (Singhal & Rogers, 2011). Dies konnte zum Beispiel für Unterhaltungsformate wie Dr. Klein und Game of Thrones (Ritterfeld et al., 2020) nachgewiesen werden.

Vorgehen

Mit der Rezeptionsstudie wurden insbesondere die Jüngsten der Zielgruppe von yoin adressiert: Sekundarschüler:innen ab der siebten Klasse. Es ging darum, wie Schweizer Schüler:innen die Angebote erlebten und beurteilten. Der Auftrag lag darin zu erforschen, wie es dem Fernsehen im Vergleich zu Social Media gelingt, zur Bewusstseinsbildung für Inklusion und Barrierefreiheit von Jugendlichen beizutragen und welche Effekte eine Kombination beider Mediengattungen haben kann. Da die Moderator:innen, die als Influencer:innen aufgebaut werden und damit die Beiträge stark prägen, alle eine körperlich-motorische Beeinträchtigung haben, stand die mediale Repräsentation körperbehinderter Menschen besonders im Fokus.

Folgende Forschungsfragen sollten im Rahmen des Forschungsprojektes beantwortet werden:

  1. Wie bewertet die jüngere definierte Zielgruppe von yoin die Fernseh- und Social-Media-Angebote?
  2. Welche Angebote haben einen besonders positiven Einfluss?
  3. Welchen wechselseitigen Einfluss haben die Social-Media-Inhalte und die klassische 30-Minuten-TV-Sendung aufeinander?

Weiterhin sollten Informationen dazu gewonnen werden, wie die Schüler:innen die Social-Media-Beiträge insgesamt beurteilen.

Die Erhebungsinstrumente in Form von Fragebögen, die in LimeSurvey programmiert wurden, bestanden aus vier Teilen:

  1. Allgemeine Angaben
  2. Bewertung Folge 28
  3. Bewertung Folge 29
  4. Bewertung Social-Media-Beiträge

Im Teil allgemeine Angaben wurden zunächst soziodemografische Angaben und anschliessend die Medien-Rezeption abgefragt. Um die Ergebnisse vergleichen zu können, wurde auf Fragen der JAMES-Studie (Külling et al., 2022) zurückgegriffen. Die Haltung zu Integration/Inklusion wurde anhand von drei Items einer Infas Studie zur schulischen Inklusion erhoben (Infas, 2019, S. 8). Dafür kam eine Fünf-Punkt-Likert-Skala (1=stimme gar nicht zu; 5=stimme voll zu) zum Einsatz, die auch für die folgenden Fragen verwendet wurde. Im Fokus standen das gleichberechtigte Zusammenleben, das gemeinsame Aufwachsen und der gemeinsame Unterricht. Danach wurde mit Hilfe der sozialen-Distanz-Skala (Angermeyer & Matschinger, 1995) die Tendenz zur sozialen Distanzierung in bestimmten Situationen (z.B. als Nachbar, als Mitschüler, als Geschwister) erhoben. Die Haltung zur Integration/ Inklusion und die Frage nach der sozialen Distanz wurde sowohl vor der gesamten Medien-Rezeption (F1) und jeweils vor der Rezeption der einzelnen Fernsehfolge (F2 bzw. F3) sowie vor der Rezeption der Social-Media-Beiträge (F4) gestellt, um mögliche Veränderungen zu erfassen.

Im Rahmen einer Zufallsstichprobe wurden im Schuljahr2022/23 wurden insgesamt 146 Schüler:innen gebeten, die Folgen 28 bzw. 29 zu bewerten, wie auch sechs TikTok-Beiträge von yoin. Stichprobe 1 hat zuerst einen Fernsehbeitrag rezipiert und dann die Social-Media-Beiträge, Stichprobe 2 hatte die umgekehrte Reihenfolge.

Bei Folge 28 bestanden die drei Challenges aus den folgenden Inhalten:

  1. Der kälteste See Deutschlands (Bestrafungs-Challenge für das Redaktionsmitglied Thomas Ebert) Er muss als Nicht-Schwimmer in den kältesten See Deutschlands.
  2. Kim als Kuckucks-Hexe: Kim Moquenco muss ohne Uhr zu haben eine Stunde unter einer Kuckucks-Uhr sitzen und dann Kuckuck rufen.
  3. Protestaktion Hamburger Hafen: Kevin Hoffmann und Kim Hansmann müssen gemeinsam in Hamburg auf die Reeperbahn und tauchen in die historische Krüppelbewegung der 80er Jahre ein.

Bei Folge 29 bestanden die drei Challenges aus den folgenden Inhalten: 

  1. Paragliding: Kim Moquenco bekommt am Schloss Neuschwanstein Rätsel, damit ihr die Flucht als Rollstuhlfahrerin gelingt.
  2. Flugsimulator: Kevin Hoffmann muss im Flugsimulator eine waghalsige Landung probieren.
  3. Gesunde Ernährung: Kim Hansmann bekommt Aufgaben zu gesunden Lebensmitteln und Tipps eines Ernährungscoaches für Multiple Sklerose.

Bei den sechs TikTok-Beiträgen ging es um:
1. Rollstuhl-Reifen platzen, 2. Angst vor der Zukunft, 3. Krankheit beschreiben, 4. Stehparty, 5. Rollstuhl Lifehack, 6. Behindertenausweis.

Nach der Datenbereinigung lagen 135 vollständige Datensätze vor. 46.67% der Befragten waren weiblich, 53.33% männlich. Die Alterspanne lag zwischen 12 und 17 Jahren (M = 14.27 Jahre, SD = 0.99).

Ergebnisse

«p>Die Befragung vor der Medienrezeption (F1) zeigte: Die Schüler:innen wiesen im Vergleich mit Daten aus der JAMES-Studie ein vergleichbares Mediennutzungsverhalten auf. Das am häufigsten genutztes Medium war das Handy. Soziale Medien spielten für die befragten Jugendlichen eine sehr wichtige Rolle, dabei war das am häufigsten genutzte soziale Netzwerk TikTok, aber auch das Fernsehen wurde regelmässig genutzt. Damit ist die Mediennutzung der Stichprobe ähnlich wie auch bei der repräsentativen JAMES-Studie.

Die Forschungsfragen konnten wie folgt beantwortet werden:

Fragestellung 1: Wie bewertet die jüngere definierte Zielgruppe von yoin die Fernseh- und Social-Media-Angebote?

Die Jugendlichen zeigten Interesse an den Fernsehsendungen. Einige der TikTok-Beiträge erhielten hohe Zustimmungswerte, dies war abhängig vom Inhalt. Es gab nur wenig Schüler:innen, die mehr zu den Themen wissen wollten. Ein grosses Interesse zeigten die Schüler:innen an den TikToks. Dies war der Plattform geschuldet, wie auch der Tatsache, dass die ausnahmsweise im Unterricht eingesetzt wurde. Folge 28 schneidet insgesamt besser ab als Folge 29: dies ist den Themen geschuldet.

Beim direkten Vergleich der Bewertung der drei Beiträge der Folge 28 (»Folgenden Beitrag fand ich interessant”), wird deutlich, dass der Beitrag «Kuckucks-Hexe» (56% Zustimmung) auf deutlich weniger Interesse gestoßen ist als der Beitrag »Protest Hamburger Hafen” (65% Zustimmung) und »der kälteste See Deutschlands” (63% Zustimmung).Beim direkten Vergleich der drei Beiträge aus Folge 29 wird deutlich, dass der Beitrag zur gesunden Ernährung auf deutlich weniger Interesse gestossen ist (Zustimmung 38%) als die Beiträge »Paragliding” (Zustimmung 66%) und »Flugsimulator” (Zustimmung 69%). Die Zustimmung zu den TikToks war zum Teil höher als bei den Fernsehbeiträgen, zum Teil geringer: «Folgenden Beitrag fand ich interessant»: Behindertenausweis (Zustimmung: 68%), Angst vor der Zukunft (Zustimmung: 56%), Rollstuhl-Lifehack (Zustimmung: 51%), Krankheit beschreiben (Zustimmung: 55%), Stehparty (Zustimmung: 55%) und Reifen platzen (Zustimmung: 51%). Damit wird deutlich, dass die Social-Media-Beiträge keine höhere Zustimmung finden als die klassischen Fernsehbeiträge.

Fragestellung 2: Welche Angebote haben einen besonders positiven Einfluss?

Bei der Beantwortung der Frage welche Angebote einen besonders positiven Einfluss auf die Bewusstseinsbildung zu Menschen mit Behinderung haben, wurde deutlich, dass Fragen, die weniger auf die konkrete Lebenswelt der Schüler:innen abzielten «Menschen mit und ohne Behinderungen sollten in unserer Gesellschaft ganz gleichberechtigt miteinander zusammenleben» (Zustimmung F1: MW 3.39) positiver bewertet wurden als Fragen, die konkret auf die Lebenswelt abzielten Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen sollten in der Schule gemeinsam unterrichtet werden. Grundsätzlich zeigt sich eine sehr positive Grundeinstellung der befragten Jugendlichen. Eindeutig ist, dass Folge 28 den positivsten Einfluss hat. Hier steigt die Zustimmung zum gleichberechtigten Zusammenleben in der Gesellschaft nach Rezeption von Folge 28 (F2: MW 3.64) während er nach Rezeption der Folge 29 (F3: MW 3.21) und nach Rezeption der TikToks (F4: MW 3.30) im Vergleich zur Ausgangslage sinkt.

Bei der Frage nach dem gemeinsamen Unterricht steigt der Wert hingegen zu allen Messzeitpunkten (Zustimmung F1: MW 2.47, Zustimmung F2: MW 2.82, Zustimmung F3: 2.76, Zustimmung F4: 2.71). Die Veränderung der Zustimmungswerte ist gering. Die am deutlichsten positive Veränderung ist zwischen dem Ausgangs-Zeitpunkt vor und nach der Rezeption von Folge 28 erkennbar.

Bei der Frage zur sozialen Akzeptanz von Personen mit Behinderungen nimmt diese mit zunehmender sozialer Nähe ab. So ist die Zustimmung als Nachbarin oder Nachbar deutlich höher als jene als Bruder oder Schwester. In der Schule ist die Akzeptanz als Mitschüler in der Klasse deutlich höher als die Akzeptanz auf Schulebene. Bei den Fragen, welche mit der grössten sozialen Nähe einhergehen («als Geschwister» oder «Gast auf Geburtstag») sinkt die Zustimmung sowohl nach Rezeption der Fernsehfolgen und deutlicher noch nach der Rezeption der Social-Media-Beiträge.


Betrachtet man den Mittelwert für die soziale Akzeptanz in der Schule ist die Zustimmung nach der Rezeption von Folge 28 am höchsten (F1: MW 3.28, F2: MW 3.44. F3: MW 3.19, F4: MW 3.24). Insgesamt ist soziale Akzeptanz für eine direkten Mitschüler in der Klasse etwas geringer (F1: MW 3.02, F2: MW 3.05. F3: MW 2.82, F4: MW 2.92). Damit sinken die Werte nach Rezeption der Folge 29 und der Social-Media-Beiträge jeweils.

Fragestellung 3: Welchen wechselseitigen Einfluss haben die Social-Media-Inhalte und die klassische 30-Minuten-TV-Sendung aufeinander?

Um die Frage zu beantworten, welchen Einfluss die Reihenfolge der Rezeption auf die Bewusstseinsbildung zu Inklusion und Barrierefreiheit hat, wurden die drei Fragen zur persönlichen Haltung zur Integration/ Inklusion sowie die sechs Fragen zur sozialen Distanz, spezifisch in Abhängigkeit von der Reihenfolge der Rezeption betrachtet. Das heisst, dieselben Fragen wurden jeweils nach dem Konsum der TikToks, von Folge 28 und von Folge 29 gestellt. Bei der Frage «Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne Behinderungen sollten in unserer Gesellschaft ganz gleichberechtigt miteinander zusammenleben» zeigten sich folgende Ergebnisse in Abhängigkeit von der Reihenfolge des Konsums:

Zuerst Rezeption Folge 28, dann Rezeption Social Media: F1: MV 2.77. F2: 2.80, F1+F2: MW 2.86). Folgende Ergebnisse zeigen sich für die umgekehrte Rezeptionsreichenfolge: Zuerst Social Media, dann Folge 28: F1: MV 3.52. F4: 3.52, F4+F2: MW 3.48).

Im Vergleich dazu die Ergebnisse für zuerst Rezeption Folge 29 dann Rezeption Social Media: F1: MV 3.38. F3: 3.47, F3+F4: MW 3.44). Folgende Ergebnisse zeigen sich für die umgekehrte Rezeptionsreihenfolge: Zuerst Social Media, dann Folge 29: F1: MV 2.92. F4: 3.12, F4+F3: MW 3.08).

Die Kombination der klassischen Fernsehangebote und der Social-Media-Angebote hat keine eindeutige Wirkung auf die Wahrnehmung der Moderator:innen, des Inhalts und die Bewusstseinsbildung für Inklusion. Die jeweiligen Inhalte sind entscheidend. Da es sich bei den teilnehmenden Schüler:innen um eine Zufallsstichprobe handelt, werden keine Signifikanzen angegeben. Es ist aber eine Tendenz zu erkennen, dass die Haltung zu Menschen mit Behinderungen und zu Inklusion am positivsten verändert wird, wenn die Fernsehbeiträge und die Social-Media-Beiträge in Kombination rezipiert werden.

Diskussion

Die Rezeptionsstudie lieferte Daten dazu, wie Fernsehen und Soziale Medien (in Kombination) zur Bewusstseinsbildung für die Situation, Rechte und Belange von Menschen mit Behinderungen beitragen können (Röhm, 2016, S. 18). Es können aber keine Aussagen zu (langfristigen) Einstellungsveränderungen gemacht werden. Eindeutig ist das Fernsehmagazin yoin ein interessantes Angebot für Schüler:innen. Es holt sie im Lebensalltag ab. Die Rezeption von yoin kann einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung der Situation, Rechte und Belange von Menschen mit Behinderungen haben (Röhm, 2016, S. 18). Um das Interesse der Jugendlichen zu wecken ist die Thematik ist von grösserer Bedeutung als das Medium, welche die Themen transportiert: Sportliche und herausfordernde Beiträge stossen auf höheres Interesse als gesunde Ernährung oder Uhrzeit raten. Humor wird positiv bewertet, dennoch werden mehr Informationen als Unterhaltung gewünscht. Der wechselseitige Einfluss von Social-Media- und TV-Sendung war nicht eindeutig nachweisbar. Deutlich wurde hingegen, dass sich eine positive Beeinflussung von Haltung und eine Verringerung der sozialen Distanz am ehesten in Kombination der beiden Mediengattungen erzielen lässt. Es ist keine eindeutige Tendenz erkennbar, welchen Effekt die Reihenfolge des Konsums hat. Interessant wäre es, wenn neben der Redaktion der abm inclumedia® e.V. auch die Moderator:innen diverser wären. Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Sinnesbeeinträchtigungen könnten eine andere Stimulusqualität haben und andere Effekte auslösen.

Literatur

  • Angermeyer, M. C & Matschinger, H. (1995). Auswirkungen der Reform der psychiatrischen Versorgung in den neuen Ländern der Bundesrepublik Deutschland auf die Einstellung der Bevölkerung zur Psychiatrie und zu psychisch Kranken. Ergebnisse einer empirischen Erhebung. Baden-Baden: Nomos.
  • Bundesamt für Statistik BFS (2022). Statistikbereich 16. Kultur, Medien, Informationsgesellschaft, Sport https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kultur-medien-informat… (25.04.2024).
  • Holzwarth, P. (2022). Audiovisuelle Formen der Identitätskonstruktion am Beispiel von Social-Media. Chancen und Herausforderungen für die Medienpädagogik. In: von Gross, F. & Rölleke, R. (Hrsg.): Love, Hate & More. Chancen und Risiken digital-analoger Interaktion medienpädagogisch betrachtet. Schriftenreihe Dieter Baacke Preis Handbuch, Band 17, München: kopaed, S. 17–24.
  • Infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaften (2019). Schulische Inklusion. Untersuchung zu Einstellungen zu schulischer Inklusion und Wirkungen im Bildungsverlauf. Bonn.
  • Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (2022). Internationale Daten Jugend und Medien 2022. https://izi.br.de/deutsch/Internationale_Daten_Jugend_und_Medien.pdf (25.04.2024).
  • Külling, C., Waller, G., Suter, L., Willemse, I., Bernath, J., Skirgaila, P., Streule, P., & Süss, D. (2022). JAMES – Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Zürich: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
  • Ritterfeld, U., Röhm, A., Raeis-Dana, D. & Hastall, M. (2018).  Inklusion durch Fernsehserien? Menschen mit Kleinwuchs in «Dr. Klein» und «Game of Thrones», VHN, 89, 1-19, ) DOI 10.2378/vhn2020.art12d.
  • Röhm, A. (2016). Destigmatisierung und soziale Medien. Selbstbestimmung, Empowerment und Inklusion? medien +erziehung 60(3), 17–23.
  • Seebo, R. (2022). Bilder von Behinderung in Social-Media. 35. Tagung der Inklusionsforscher*innen IFO 2022, 24.02.2022.
  • Singhal, A. & Rogers, E.M. (2011). Entertainment Education. A Communication Strategy for Social Change. Mahwah. NJ. Lawrence Erlbaum Associates.