Inklusive Hochschule: Lernen und Lehren (PgB 25–26)

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Das Projekt stärkt die Inklusion in der Hochschulbildung und fördert den Austausch zwischen verschiedenen Hochschulen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Zugang für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung – zu Bildungsangeboten, Veranstaltungen und Weiterbildungen. Internationale Vorbilder zeigen zudem das Potenzial auf: Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung können als Dozierende und Ko-Forschende an Hochschulen Inklusive Bildung und Forschung mitgestalten. Eine digitale Plattform mit Materialien aus Projekten und Initiativen unterstützt Hochschulangehörige dabei, nachhaltig inklusivere Hochschulen zu gestalten.

Projektleitung

Cornelia Müller Bösch Titel Prof.

Funktion

Professorin für Bildung bei kognitiver Beeinträchtigung

David Labhart Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Systementwicklung und Inklusion

Fakten

  • Dauer
    01.2025
    09.2026
  • Projektnummer
    X_XX

Projektteam

  • Matthias Gubler
  • Caroline Sahli Lozano
  • Judith Adler
  • Irina Bühler
  • Cornelia Maccabiani
  • Tobias Studer
  • Sibylla Strolz
  • Raphael Zahnd

Finanzielle Unterstützung

Ausgangslage

Im gesamten deutschsprachigen Raum entstehen Initiativen, die Bildung und Forschung an Hochschulen für und mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung fördern. Während Programme wie Join-in in Europa Sichtbarkeit schaffen, bietet Think College in den USA einen Zugang. Eine Aufklärungskampagne aus Boston (Think Higher. Think College.) unterstützt diese Entwicklung. In der Schweiz hingegen wird die Zugänglichkeit von Hochschulen für diese Zielgruppe bislang nur vereinzelt diskutiert, und entsprechende Programme sind im Vergleich zu den USA rar.

Die Evaluationen eines ersten Schweizer Programms (Labhart et al., 2021) zeigen weitreichende Effekte: Dozierende entwickeln Kompetenzen für zieldifferenten, inklusiven Unterricht. Studierende vertiefen ihr Wissen über Inklusion und lernen, inklusive Praktiken in ihren zukünftigen Beruf zu integrieren. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung profitieren von Lernangeboten, die ihr Selbstbewusstsein stärken. Zudem fördern solche Programme das Bewusstsein für Diversität und eine chancengerechte Bildung.

Im Projekt Netzwerk Inklusive Bildung an der Hochschule – stark3(2021–2024) wurde deutlich, dass viele Hochschulangehörige Inklusion unterstützen, sich aber unsicher in der Umsetzung fühlen. Es fehlen oft Wissen, Kompetenzen und strukturelle Voraussetzungen, um Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in Lehre und Forschung einzubinden. Der Austausch zwischen Hochschulen ist entscheidend, um Barrieren abzubauen und nachhaltige Programme zu entwickeln. Viele Hochschulen stehen vor Herausforderungen in der Finanzierung und Qualifikation der Dozierenden.

Das Projekt zielt darauf ab, das Wissen sowie die Kompetenzen im Bereich Inklusion an Hochschulen mit Fokus Lernen und Lehren mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gemeinsam mit verschiedenen Hochschulen, jedoch auch mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, weiterzuentwickeln und anderen Hochschulen zur Verfügung zu stellen. Der Kompetenztransfer an und zwischen Schweizer Hochschulen zur Umsetzung von Inklusion wird gefördert und damit wird ein Beitrag dazu geleistet, Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung weitere Möglichkeiten zum Lernen an einer Hochschule zu schaffen.

Folgende Teilziele werden verfolgt:

  1. Voneinander Lernen: Personen aus Initiativen und Projekten lernen voneinander, um Widerstände gemeinsam anzugehen, Umsetzungen zu planen, Wissen zugänglich zu machen, Strukturen an den eigenen Hochschulen zu diskutieren und eine nachhaltige Finanzierung zu erarbeiten.
  2. Kompetenztransfer durch Online-Plattform (CC BY-NC-SA): Erfahrungen, Instrumente und Materialien werden für andere Hochschulen zur Verfügung gestellt.

Vorgehen

Teilziel 1: Voneinander Lernen

Die Beteiligten der verschiedenen Initiativen und Projekte treffen sich regelmässig zum Austausch. Vertreten sind Programmen und Initiativen aus der gesamten Schweiz: F-INK (PHBern), écolsiv (Institut Unterstrass an der PHZH), SEGEL (OST/HSLU), Inklusionsbotschafter:in Plus (HfH), das Praktikum an der Professur für Inklusive Didaktik und Heterogenität (PH FHNW), die Forscher:innengruppe Kreativwerkstatt und weitere Initiativen. Durch das Voneinander Lernen sollen die Personen im Bearbeiten von Entwicklungsfeldern (Müller Bösch, 2021) gestärkt werden.

Teilziel 2: Kompetenztransfer durch Online-Plattform

Die Entwicklungsarbeit in Bezug auf die Erarbeitung der Plattform erfolgt in inklusiven Gruppen und wird kontinuierlich reflektiert (Labhart & Müller Bösch, 2025).

Im ganzen Prozess werden die Übersetzungen nach Callon (2006) systematisch reflektiert und fortlaufend analysiert, um das weitere Vorgehen zu begleiten. Ziel ist es, von einem Nebeneinander zu einem Miteinander zu gelangen und verschiedene Denkstile (Fleck, 1980) in den partizipativen Prozess einzubinden und damit temporäre Denkkollektive zu bilden.

Erwartete Ergebnisse

Das Projekt stärkt die Inklusion an Hochschulen und fördert den Austausch. Es entstehen nachhaltige Strukturen, die Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung den Zugang zu Hochschulen – zu Bildungsangeboten und als Mitarbeitende – erleichtern. Durch eine Online-Plattform werden Wissen und Kompetenzen verbreitet. Hochschulen erhalten praxisnahe Materialien, um inklusive Lehr- und Lernkonzepte langfristig zu verankern.

Literatur

  • Callon, M. (2006). Einige Elemente einer Soziologie der Übersetzung: Die Domestikation der Kammmuscheln und der Fischer der St. Brieuc-Bucht. In Belliger, A., & Krieger, D. J. (Hrsg.), ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie (S. 135–174). Transcript.
  • Fleck, L. (1980). Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Suhrkamp.
  • Labhart, D., Müller Bösch, C., & Gubler, M. (Hrsg.). (2021). Écolsiv—Schule inklusiv. Ein Hochschulprogramm inklusiver Bildung. SZH. https://shop.szh.ch/de/buecher-edition-szhcsps/170-ecolsiv-schule-inklusiv.html
  • Labhart, D., & Müller Bösch, C. (2025). Vom Nebeneinander zum Miteinander. Partizipation im Projekt stark³. In E. Bešić, D. Ender, & B. Gasteiger-Klicpera (Hrsg.), Resilienz. Inklusion. Lernende Systeme (S. 374–381). Klinkhardt.
  • Müller Bösch, C. (2021). Das Projekt écolsiv leiten – Entwicklungsfelder inklusiver Bildung. In D. Labhart, C. Müller Bösch, & M. Gubler (Hrsg.), Écolsiv—Schule inklusiv. Ein Hochschulprogramm inklusiver Bildung (S. 67–84). SZH.