Taktile Fokuswörter zur Unterstützten Kommunikation (TaFo)

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Das Kooperationsprojekt zwischen der HfH Zürich und dem Heilpädagogischen Schul- und Beratungszentrum Sonnenberg Baar verfolgte das das Ziel, taktile 3D-gedruckte Symbole zur Kommunikationsförderung aus dem «Project Core» mithilfe eines Design-Thinking-Ansatzes zu verbessern und praktisch mit Kindern und Jugendlichen aus dem Bereich Sehen Plus zu erproben.

Projektleitung

Fabian Winter Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens

Melanie Willke Titel Prof. Dr.

Funktion

Professorin für Bildung im Bereich körperlich-motorische Entwicklung und chronische Krankheiten

Katinka Probst

Funktion

Bereichsleitung Blinden- und Low Vision-Pädagogik, Heilpädagogisches Schul- und Beratungszentrum Sonnenberg, Baar

Fakten

  • Dauer
    11.2023
    12.2024
  • Projektnummer
    3_36

Kooperationen

  • SONNENBERG, Heilpädagogisches Schul- und Beratungszentrum

Finanzielle Unterstützung

  • Fondation Asile des aveugles
  • Rotary Club Zug

Ausgangslage

Kommunikation ist von grundlegender Bedeutung, um Kontakte zu knüpfen, Informationen auszutauschen und auf vielfältige Weise zu kommunizieren. Um für Menschen mit Mehrfachbeeinträchtigungen (z.B. Hörsehbehinderung und Taubblindheit) Kommunikation zu ermöglichen, gibt es neben den bekannten Kommunikationsmitteln wie der Gebärdensprache oder der Brailleschrift, auch andere Hilfsmittel wie grafische und taktile Gegenstände. Noch vergleichsweise neu ist der Einsatz 3D-gedruckter Symbole.

Im Rahmen des «Project Core» entwickelte das Center for Literacy and Disability Studies eine Sammlung von 3D-gedruckten Symbolen zur Kommunikationsförderung von Kindern mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung (CLDS, 2020).

Ein Einsatz der taktilen Symbole aus dem Project Core im deutschsprachigen Raum oder eine 1:1-Übersetzung war jedoch zum Zeitpunkt des Projektstarts nicht möglich. Der Wortschatz, der mit den Symbolen angeboten wurde, orientierte sich an den am häufigsten gesprochenen Wörtern im Englischen (Core Vocabulary; Banajee et al., 2003). Dieser entsprach nicht den häufigsten Wörtern im Deutschen (Kernvokabular; Boenisch & Sachse, 2021). Schon vor dem Projektstart konnten erste Ansätze für eine Entwicklung von taktilen Symbolen für den deutschsprachigen Raum diesen Aspekt aufgreifen (Wolf, 2021). Die entstandenen Prototypen hatten jedoch noch Entwicklungsbedarf.

Vorgehen

Mithilfe eines Design-Thinking-Ansatz sollte die Frage beantwortet werden, wie die 3D-gedruckten Symbole aus dem «Project Core» (CLDS, 2020) für Kinder und Jugendliche aus dem Bereich Sehen Plus sinnvoll weiterentwickelt werden könnten.

Design Thinking ist ein kreativer Problemlösungsprozess, bei dem die Bedürfnisse einer Nutzer:innengruppe in den Mittelpunkt gestellt werden (Schallmo, 2018). Das umfasst die Definition von Design-Challenges und die Analyse der Bedürfnisse der Nutzer:innen, die Entwicklung von Lösungen im Team, die Herstellung von Prototypen sowie die praktische Erprobung. Am Ende des Prozesses steht ein nutzerzentriertes Produkt.

Ergebnisse

Die Förderung der kommunikativen Entwicklung ist ein zentrales Aufgabenfeld in der Heilpädagogik. In diesem Kontext leistete das Projekt einen Beitrag, Barrieren im Bereich Kommunikation abzubauen und Partizipation zu ermöglichen. Folgende Ergebnisse lieferte das Projekt:

  • Die Symbole aus dem Projekt Core konnten hinsichtlich blinden- und sehbehindertenspezifischer Kriterien angepasst werden (z.B. hinsichtlich Kontrast, Textur und Braille-Beschriftung).
  • Das Fokuswörter-Konzept konnte auf die taktilen Symbole übertragen werden. Es wurden die Wörter auch, nochmal, fertig, helfen und selber ausgewählt.
  • Es konnten Hinweise zur methodischen Ausgestaltung konkreter Kommunikationssituation mit den Symbolen gewonnen werden.
  • Die adaptieren 3D-Druck-Vorlagen wurden unter Creative Commons Lizenz veröffentlicht.
  • Die Ergebnisse aus dem Projekt konnten auf Tagungen und Kolloquien weitergegeben werden. Dazu sind mehrere Artikel erschienen oder in Arbeit.

Das Projekt konnte zeigen, dass von der Weiterentwicklung vor allem Kinder und Jugendliche, die im Bereich Unterstützter Kommunikation auf nicht-bildhafte, taktile Symbole angewiesen sind, profitieren ebenso wie deren Bezugspersonen.

Auszeichnungen

Das Projekt wurde am 16. November 2023 auf dem Symposium Accessibilité dans les milieux de formation in Lausanne mit dem Prix de l’accessibilité 2023 der Fondation Asile des aveugles und dem Ingvar Kamprad Fonds ausgezeichnet. 

Literatur

  • Banajee, M., DiCarlo, C., & Stricklin, S. (2003). Core vocabulary determination for toddlers. Augmentative and Alternative Communication, 19, 67–73.
  • Boenisch, J., & Sachse, S.K. (2021). Kernvokabular – Bedeutung für den Sprachgebrauch. In J. Boenisch, & S.K. Sachse (Hrsg.), Kompendium Unterstützte Kommunikation (S. 108–116). Kohlhammer.
  • CLDS – Center for Literacy and Disability Studies (2020). Universal Core Vocabulary – 3D Symbol Format. Verfügbar unter: http://www.project-core.com/3d-symbols/
  • Ruppar, A. L., Gaffney, J. S. & Dymond, S. K. (2015). Influences on Teachers’ Decisions About Literacy for Secondary Students With Severe Disabilities. Exceptional Children, 81(2), 209–226.
  • Schallmo, D. R. A. (2018). Jetzt Design Thinking anwenden. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22077-8
  • Wolf, K. (2021). 3D Symbole. Eine neue Möglichkeit für die Kommunikationsförderung von Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung. Unterstützte Kommunikation 3. https://verlagvonloeper.ariadne.de/media/pdf/3d/2a/f7/Kathrin-Wolf-3D-Symbole.pdf

Publikationen